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Was ist der Unterschied zwischen Wert und Preis?

Was ist der Unterschied zwischen Wert und Preis?
 
Die Begriffe Wert und Preis werden häufig synonym verwendet, doch sie unterscheiden sich grundlegend. Während der Wert das Ergebnis einer wirtschaftlichen Analyse darstellt, ist der Preis das Ergebnis von Verhandlungen zwischen Käufer und Verkäufer, beeinflusst durch Marktbedingungen, Machtverhältnisse und strategische Überlegungen.
Der Unternehmenswert: Berechnung mit Blick auf die Zukunft
Eine Unternehmensbewertung ermittelt den wirtschaftlichen Wert eines Unternehmens. Diese basiert auf:
  • Prognosen zur zukünftigen Geschäftsentwicklung,
  • Markt- und Umweltanalysen,
  • Investitions- und Risikoeinschätzungen,
  • sowie weiteren wirtschaftlichen Annahmen.
Die Bewertung dient als objektive Grundlage, schaut jedoch immer in die Zukunft. Dabei haben Verkäufer und Käufer oft unterschiedliche Perspektiven:
Jede Partei führt also ihre eigene Bewertung durch, basierend auf ihren Annahmen und Interessen.
Der Preis: Ergebnis der Verhandlung
Der Preis ist das, worauf sich Käufer und Verkäufer letztlich einigen – eine Vereinbarung über den Unternehmenswert, die oft durch Berater unterstützt wird.
 
Allerdings hängt die Preisbildung von mehreren Faktoren ab:
  1. Zone of Potential Agreement (ZOPA):
    Der Preis entsteht in einem Bereich, in dem sich die Vorstellungen beider Parteien überschneiden. Weichen die Annahmen zu stark voneinander ab, bleibt eine Einigung schwierig.
  2. Verhandlungsmacht:
  • Hat der Verkäufer keine Alternativen, kann dies den Preis drücken.
  • Besteht jedoch ein hoher Wettbewerb um das Unternehmen, kann dies den Preis über den ermittelten Wert hinaus steigern.
  1. Strategische Überlegungen:
    Käufer sind oft bereit, eine strategische Prämie zu zahlen, wenn das Unternehmen einen besonderen Wert für ihre Ziele darstellt.
Welche Faktoren beeinflussen den Preis?
Im Verhandlungsprozess spielen verschiedene Auf- und Abschläge eine Rolle, die den Preis entweder erhöhen oder senken können:
1. Kontrollprämie:
  • Der Mehrheitsaktionär erhält Stimmrecht und Kontrolle über die Unternehmensstrategie und Cashflows.
  • Anteile, die eine Mehrheitsposition ermöglichen, haben daher einen höheren Wert.
2. Minderheitsrabatt:
  • Minderheitsaktionäre haben keine Entscheidungsgewalt und größere Schwierigkeiten, ihre Anteile zu verkaufen.
  • Dies führt oft zu einem Abschlag auf den Preis.
3. Synergieprämie:
  • Strategische Käufer sehen oft Synergien, etwa durch die Zusammenlegung von Abteilungen oder Einsparungen bei Fixkosten.
  • Diese Vorteile rechtfertigen oft einen höheren Preis.
4. Familien- oder MBO-Rabatt:
  • Bei Nachfolgeregelungen in Familienunternehmen oder Management-Buy-Out (MBO) wird oft ein Rabatt gewährt.
  • Familienmitglieder oder das Management erhalten den Zuschlag häufig zu einem reduzierten Preis, da sie maßgeblich zum Erfolg des Unternehmens beigetragen haben.
5. Strategische Prämie:
  • In Märkten mit wenigen Akteuren sind Käufer oft bereit, deutlich mehr zu zahlen, um strategische Vorteile zu erlangen – etwa eine Schlüsselposition im Wettbewerb.
6. Liquiditätsabschlag:
  • Aktien nicht börsennotierter Unternehmen sind schwer handelbar.
  • Geringes Interesse am Unternehmen oder geringe Liquidität auf dem Markt können den Verkäufer zwingen, einen deutlichen Preisnachlass zu akzeptieren.
Fazit: Unternehmenswert ist der Ausgangspunkt, Preis das Ergebnis
 
Eine Unternehmensbewertung legt den Wert eines Unternehmens fest – sie dient als Ausgangspunkt für Verhandlungen. Der Preis hingegen spiegelt die Verhandlungsdynamik, Machtverhältnisse und strategischen Interessen wider. In der Praxis wird der Preis häufig von Faktoren beeinflusst, die über den reinen Unternehmenswert hinausgehen, wie Synergien, Liquidität oder Machtasymmetrien.
Eine erfolgreiche Verhandlung erfordert daher nicht nur eine fundierte Bewertung, sondern auch ein Verständnis für die Strategien und Dynamiken, die den Preis beeinflussen bei einer Firmenübernahme.